LCHF Magazin Juni 2016 Frank Linnhoff .pdf
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Title: LCHF Magazin Juni 2016_07_06_16.pdf
Author: jansen
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„Süßes Blut“ –
Die Diabetes-Kolumne
von Frank Linnhoff
Diabetes ist nicht gleich Diabetes
Wenn Sie Ihre Augen schließen und „Diabetiker“ sagen, welches Bild sehen Sie vor sich? Ich bin mir ziemlich sicher, da erscheint eine übergewichtige, eher ältere Person.
In meiner Kindheit, Anfang der 1950er Jahre, war dies ganz
anders. Damals besuchte uns ab und an ein spindeldürrer Mann,
ein Schulfreund meiner Mutter. Er hatte die eigenartige Eigenschaft, immer eine Aktentasche mit sich zu tragen. Einmal griff
er mit zittrigen Händen hinein, holte eine Tafel Dextro Energie
heraus und schob sie sich schnell in den Mund.
„Ach, der arme Diabetiker, es ist so traurig“, hörte ich meine
Mutter sagen, nachdem sie ihn an die Haustür begleitet hatte.
Dieser einbeinige Bettler an Krücken, 1778 von Marquard Wocher
gezeichnet, war gewiss kein Diabetiker.
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Frank Linnhoff
Damals verstand ich nicht, dass er an einer lebensbedrohlichen
Krankheit litt, Typ-1-Diabetes. In der Aktentasche hatte er sein
Insulinbesteck, Traubenzucker und abgewogene Essensportionen. Er starb wenige Jahre später an Unterzuckerung, wahrscheinlich an einer zu hohen Dosis Insulin, dem Medikament,
welches ihm erlaubt hatte, überhaupt das Erwachsenenalter zu
erreichen.
Als ich damals meine Mutter fragte, warum Großvater nie Kuchen mit uns esse, antwortete sie: „Dein Großvater hat Alterszucker“. Auf die Idee, dass dieser stattliche Mann ein Diabetiker
sein könnte, wäre ich im Traum nicht gekommen.
Den Ausdruck „Alterszucker“ kennen wahrscheinlich die jüngeren Leser gar nicht mehr. Diese Krankheit heißt jetzt Typ-2-Diabetes und seit meiner Kindheit hat sie sich von einer seltenen
zu einer Volkskrankheit entwickelt. Anfang der 1950er Jahre
litten knapp 1% der über 65-jährigen Deutschen an Typ-2-Diabetes, vor 50 Jahren etwa 2%, jetzt mehr als 20%.
Von den etwa 6 Millionen Diabetikern in ärztlicher Behandlung haben rund 0,4 Millionen Typ-1-Diabetes. Dazu kommen
geschätzte 2-4 Millionen nicht diagnostizierte Typ-2-Diabetiker. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Aufwendungen der
Krankenkassen für die Behandlung von Diabetes und den direkten Folgekrankheiten auf rund 35 Milliarden Euro oder durchschnittlich fast 6.000,- Euro jährlich pro Diabetiker.
Von den etwa 50.000 jährlichen Fuß- und Beinamputationen
in deutschen Krankenhäusern gehen mehr als 40.000 auf das
Konto von Diabetes.
Warum nur ist unsere Schulmedizin so erfolgreich in
der Behandlung von Typ-1-Diabetes und so ungemein
erfolglos bei Typ-2-Diabetes?
Tatsächlich handelt es sich um völlig unterschiedliche Krankheiten. Bei Typ-1-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse
kein oder fast kein Insulin, welches unsere Zellen benötigen, um
Glukose aufnehmen zu können. Bevor 1923 Hoechst in Frankfurt
Insulin aus tierischem Pankreas herstellte, verhungerten die
meist jungen Patienten förmlich unter den Augen ihrer Eltern.
Erst jetzt konnten die Fachärzte ihre Patienten auf den Weg
ins Leben statt in den Tod begleiten. Bis in die 1980er Jahre war
dies immer noch ein steiniger Weg, da der insulinabhängige
Diabetiker mangels präziser Blutzucker-Messgeräte in Gefahr
schwebte, durch eine Überdosierung in ein tödliches Unterzuckerungskoma zu fallen.
Die Ursache von Typ-2-Diabetes ist Insulinresistenz, keineswegs Insulinmangel. Eine völlig andere Situation. Bei insulinempfindlichen Menschen braucht es nur kleine Mengen
dieses Hormons, um die Glukosemoleküle, welche durch die
Verdauung von Kohlenhydraten in die Blutbahn geflossen sind,
in die Körperzellen zu schleusen. Bei Insulinresistenz ist dieser
Vorgang gestört. Die Zellen lassen nur widerwillig Glukose hinein, worauf die Bauchspeicheldrüse mit mehr Insulin reagiert,
um den Eintritt zu erzwingen. Der Insulinspiegel im Blut steigt.
Doch je höher der Insulinspiegel, um so mehr wächst im Laufe
der Zeit die Insulinresistenz, um so mehr Insulin wird produziert,
um so höher der Insulinspiegel... Ein Teufelskreis.
Unsere zucker- und stärkereiche „gesunde Mischkost“ gepaart
mit Insulinresistenz und einem hohen Insulin-Blutspiegel führt
dazu, dass zuerst die Leber und dann die Bauchspeicheldrüse
verfetten, dass sich Fett vorzugsweise um die Organe im Bauchbereich aufbaut.
Es steigen der Blutdruck und die Blutfettwerte, es bilden sich
Ablagerungen in den Arterien. Das Herzinfarktrisiko und das Risiko eines Gehirnschlags steigen. Das gute Zusammenspiel mit
anderen Hormonen gerät in Unordnung. Kurzum, es bildet sich
ein „metabolisches Syndrom“.
Erst nach Jahren steigt der Nüchternblutzucker und der Blutzucker schießt nach dem Essen immer mehr in die Höhe. Das
verzuckerte Hämoglobin HbA1c, Indikator für den Langzeitblutzuckerspiegel, steigt zuerst langsam auf 6%, dann auf 6,5%,
auf 7% und dann sehr schnell auf 10% und stetig weiter. Jetzt
erst, nicht selten Jahrzehnte, nachdem der Teufelskreis seinen
Anfang nahm, fühlt man sich krank, weil man schwächer und
antriebsloser ist. Nachts muss man immer häufiger zur Toilette,
zuerst 3-, dann 4-, dann 5-mal. Endlich sucht man den Arzt auf.
Er verschreibt eine Blutanalyse und verkündet bald mit besorgter Miene das Urteil: „Sie haben Diabetes.“
So erging es mir und vielen, vielen anderen vor mir. Dabei hätte es gar nicht so weit kommen müssen, wenn ich nur früher
gewusst hätte, was ich heute weiß. Dass ich zu den Menschen
gehöre, die eine Veranlagung geerbt haben, durch eine zuckerund stärkereiche „gesunde Mischkost“ eine Insulinresistenz auszubilden, welche sich im Laufe der Zeit weiter verstärkt, bis das
Stadium von Typ-2-Diabetes erreicht ist.
Zum Glück lässt sich dieser sich selbstverstärkende Teufelskreis
umkehren, durch eine Ernährungsumstellung auf LCHF gepaart
mit periodischem Fasten.
Dann sinkt der Blutzuckerspiegel schnell auf ein akzeptables
Niveau, irgendwann sinkt dann der mittlere Insulinspiegel im
Blut. Dadurch kann der Körper endlich seine Fettdepots anzapfen. Zuerst entfettet sich die Leber, dann die Bauchspeicheldrüse. Man verliert Bauchfett und freut sich, den Gürtel enger
schnallen zu können. Auch Blutdruck und Blutfettwerte normalisieren sich erfreulicherweise. Überhaupt verbessert sich das
Zusammenspiel einer ganzen Reihe von Hormonen. Etliche kleinere und größere Zipperlein verschwinden. Man befindet sich
auf dem Weg zu einer tiefgreifenden Gesundung. Lebenskraft
und Lebensfreude erblühen, mit ihnen die Freude an Bewegung. Mit etwas Glück erwachen prickelnde Frühlingsgefühle
selbst im Herbst des Lebens und der Mensch ist wieder Mensch
und kein Patient.
Die Insulinresistenz verbessert sich durch einen niedrigen
Insulinspiegel. Diesen erreicht man am besten mit LCHF und
langen Pausen zwischen den Mahlzeiten, das heißt maximal 3,
besser 2 Mahlzeiten täglich. Zwei Fastentage pro Woche oder
in periodischen Abständen eine Fastenwoche wirken bei hartnäckigen Fällen wahre Wunder. Hält man sich an diese Regeln,
setzt früher oder später ein tiefgreifender Heilungsprozess ein.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft vertritt genau die entgegengesetzte Ernährungsweise: Mahlzeiten mit viel Kohlenhydraten, moderat Eiweiß und wenig Fett, aufgeteilt in täglich 3
Haupt- und 3 Zwischenmahlzeiten.
Damit besteht keine Chance auf eine Verbesserung der Insulinresistenz. Der Diabetes entwickelt sich zu einer chronischen,
fortschreitenden Krankheit mit immer höheren Dosierungen an
Medikamenten.
Warum ist unsere Schulmedizin so ungemein erfolglos in der
Behandlung von Typ-2-Diabetes? Ein Engländer würde sagen:
„Der Beweis ist im Pudding.“
Die Fortsetzung folgt im nächsten
Low Carb - LCHF Magazin im Oktober 2016
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Low Carb – LCHF Magazin 2/2016


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