Broschuere Dresdner Regionaltypik (PDF)




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Diese Broschüre wurde von „StadtbilDDresden – die Bürgerinitiative für Dresdner Baukultur“ herausgegeben. Sie soll für regionaltypische
Bauelemente sensibilisieren, die sowohl mannigfaltig als auch in ihrer Komposition einzigartig sind. Diese Broschüre und ihr Inhalt erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sollen lediglich Anhaltspunkt, Leitgedanke und Entscheidungshilfe für die zukünftige bauliche
Gestaltung der Stadt Dresden sein. Sie versucht die bauliche Essenz dieser Stadt zu fassen und möchte zur intensiven Beschäftigung mit der
Materie beitragen.
Autoren sind Mitglieder der Bürgerinitiative und sie arbeiten unentgeltlich. Sie gehören keiner öffentlichen, behördlichen oder wissenschaftlichen Einrichtung an. Mit dieser Broschüre wird kein wirtschaftliches Interesse verfolgt. Sie steht jedem frei und öffentlich als elektronische Datei (PDF - Format) zur Verfügung. Anfragen können an unten genannte Kontaktemail gesandt werden.
Kontakt: stadtbildd@mail.de
Website: www.stadtbildd.de
Facebook: StadtbilDDresden – die Bürgerinitiative für Dresdner Baukultur

Hergestellt mit freundlicher Unterstützung von Druckerei & Verlag Fabian Hille.
www.hille1880.de

Broschüre Regionaltypik

Regionaltypik
eine Einleitung
Die starke Identität der unzerstörten Vorkriegsstädte
fußte nicht nur auf der Originalität und Qualität diverser Baustile, sondern in erster Linie auf der selbstverständlichen Verwendung des lokal vorkommenden
Baumaterials. Sämtliche Epochen bedienten sich in
„vorglobaler“ Zeit der “Erde”, auf der sie (ent-)standen,
was trotz unterschiedlicher Stilistiken und Ausdrucksformen zu homogenen und einzigartigen Stadtbildern
mit hohem Wiedererkennungswert führte.
Die Orientierung am Bestand verhalf einer selbstbewussten „bodenständigen“ Konstante zu mehrdimensionaler Akzeptanz gegenüber kurzsichtiger und kontrastierender Selbstdarstellung. Das Bewährte im Einklang mit origineller Schöpfung unter Rückgriff auf lokale Baumaterialien und -traditionen manifestierte das
regionaltypische Stadtbild bis zum großen Bruch durch
Zerstörung und Ideologie der Wiederaufbaujahre.

Karikatur aus Architectura pro Homine – Forum, 2013

Regionale Eigenarten lassen die verschiedenen
Regionen Deutschlands und Europas eindeutig,
erkennbar, unterscheidbar, unverwechselbar, typisch und geliebt sein. Der hessische Fachwerkort
Melsungen ist ebenso eindeutig lokalisierbar wie
das backsteinerne Lübeck oder das giebelständig
verputzte Landshut.

Erich Kästner schrieb
nach der Zerstörung
seiner Heimatstadt:

„Dresden war eine
wunderbare Stadt,
voller Kunst und Geschichte und trotzdem
kein von sechshundertfünfzigtausend Dresdnern zufällig bewohntes
Museum. Die Vergangenheit und die Gegenwart lebten miteinander in Einklang.
Eigentlich müsste es
heißen: Im Zweiklang.
Und mit der Landschaft
zusammen, mit der Elbe, den Brücken, den
Hügelhängen, den
Wäldern und mit den
Gebirgen am Horizont,
ergab sich sogar ein
Dreiklang. Geschichte,
Kunst und Natur
schwebten über Stadt
und Tal, vom Meißner
Dom bis zum Großsedlitzer Schlosspark, wie
ein von seiner eigenen
Harmonie bezauberter
Akkord.“

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Stadtorganismen. Die Selbstverwirklichungsgelüste
vieler Architekten bringen bis heute selbstverliebte
Solitäre hervor, die für sich betrachtet gute Baukunst
sein mögen, zur Rückgewinnung ureigener Identifikation flächenhaft kriegszerstörter und durch Nachkriegsideologien von sich selbst entfremdeter Städte
aber nichts beizutragen vermögen.
Ganz im Gegenteil: Die europäischen Städte werden
dank Jahrzehnte währender ideologisch verblendeter,
dogmatischer Ansätze außerhalb erhaltener Altbauten
immer gleicher und damit verwechselbar; besonders
im deutschen Raum, wo durch Kriegszerstörung und
Sozialismus wie Kapitalismus, flächendeckend identifizierbare Altbaugebiete zur Neubebauung ausradiert
wurden. Diese Methodik brach in Dresden auch nach
der Wiedervereinigung nicht ab, so dass selbst in den
1990er und 2000er Jahren viele, den Unbilden der Zeit
trotzende Bestandsbauten abgerissen wurden und
werden. Der deutsche Denkmalschutz trägt diese
Entwicklung oftmals wortlos mit, anstatt ein Wiederaufgreifen und Weiterentwickeln lokaltypischer Bautraditionen zu fordern. Austauschbare Globalarchitektur ist demgemäß kein adäquater Lösungsansatz für
die spezifische Problemsituation einer kriegszerstörten
Stadt!
Die fachliche Auseinandersetzung mit den typischen
Stilen, Traditionen und Merkmalen einer Stadt muss
als Voraussetzung für jeden gelten, der in einer Kulturmetropole wie Dresden investieren/bauen möchte.
Wenn wir Stadt als lebendigen Organismus begreifen
(und nicht nur deshalb, weil er von uns bewohnt wird),
dann begreifen wir, dass alles in diesem Organismus
zusammen gehört, sich gegenseitig bedingt.
Die Sehnsucht vieler Menschen nach einem identitätsstiftenden Umfeld ist deshalb die Reaktion auf eine
zunehmend seelenlose Gleichförmigkeit austauschbarer Nicht-Orte, ohne jeglichen Bindungsfaktor, ohne
jegliche Verweilqualität. Allen Verheißungen der zur
Unkenntnis zerkauten „Moderne“ zum Trotz sind
es gerade die historischen Ortsbilder, die – in steigendem Maße – für alle Alters- und Bildungsgruppen eine besondere Faszination ausüben.

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Broschüre Regionaltypik

Die regionale Baukultur Mitteldeutschlands/Sachsens/
Dresdens weicht deutlich von der rheinischen, westfälischen, berghessischen, hanseatischen, alpinen oder
schwäbischen Stilistik ab. Vergleichende Ansichten
aus verschiedenen Regionen Deutschlands machen
dies deutlich und führen schneller zum Verständnis
dessen, was unter regionaler Baukultur (Regionaltypik)
zu verstehen ist. Gerade relativ eindeutig verortbare
Ensembles diverser Regionen offenbaren das ganze
Dilemma austauschbarer Globalisierungsarchitektur,
die in so ziemlich jedem Ort Deutschlands Einzug gehalten hat. Sie führt zu einer Monotonisierung, welche
nicht die Region, sondern einen internationalen Trend
oder einen zutiefst ressourcenfeindlichen Gedanken
des „Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen“ zum Inhalt hat.
Architektur um der Architektur willen hat es zu allen
Zeiten gegeben; wer dieses Argument jedoch heute
als Rechtfertigung anführt, ignoriert die flächendeckende Zerstörung deutscher Stadtzentren durch
Krieg und Wiederaufbau und den dadurch eingetretenen Verlust seelischer Verortung anhand des den
Menschen umgebenden identifizierbaren Raumes.
Die Stärkung von Verortbarkeit durch regionaltypisches Bauen kann bei genauerer Betrachtung
schwerlich als konservativ/rückwärtsgewandt bezeichnet werden. Vielmehr tritt sie als lösungsorientiert, entideologisiert und daher progressiv in
Erscheinung.

Die Lösungsformel.

Problemstellung
Kriegszerstörung
+
Austauschbarer
Wiederaufbau und
Neubau
=
Nivellierung
+
Identitätsverlust
Antwort
Orientierung an
regionaltypischer
Architektursprache
+
Bindende Gestaltungssatzungen
=
Rückgewinnung von
Identifikation
=
Alleinstellungsmerkmal
=

Neugestaltung des Rathenauplatzes nach regionaltypischer Manier
– Entwurf: Fabian Jäkel

Wirtschaftlicher Vorteil (besonders in
Dresden: Tourismus)

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(vergleeichbar wenig
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7






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