Coronavirus Denkmal des unbekannten Straftäters (PDF)




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Author: Steinmeyer

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Corona-Virus: das Denkmal des unbekannten Straftäters

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28.4.2020

Dämmernd in der Nachmittagssonne auf der Terrasse, hatte ich vor einiger Zeit eine Vision:
Der Bundesbeatmungsminister, die Bundesjustizministerin, der Bundesinnenminister, der
Generalbundesanwalt, der Leiter der Generalzolldirektion, der lokale Polizeipräsident, der
Leiter des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, der Leiter des Robert-KochInstituts und der Leiter des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte enthüllen
gemeinsam in einem Festakt unter Einhaltung des Sicherheitsabstands und zusätzlich
geschützt durch FFP2-Masken und medikamentöse COVID-Prophylaxe (COVID-PREP) das
Denkmal des „unbekannten Straftäters“.
Und dank der COVID-PREP könnten sie sogar in Erwägung ziehen, mund-nasen-geschützt
gemeinsam in einem Aufzug zu fahren, was sie aber als Vorbilder dennoch nicht tatsächlich
umsetzen.

Um wen geht es bei dem Denkmal des unbekannten Straftäters?
Seit wenigen Jahren kann das Robert-Koch-Institut in seinen jährlichen Berichten zu
HIV/AIDS (kennt jemand noch AIDS, das Vollbild- und Endstadium der HIV-Infektion?) einen
stabilen Rückgang bei der Anzahl der Neuinfektionen melden, der ganz offensichtlich von
einem Rückgang bei den Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), getragen wird. Der
Knick setzt so um 2016/2017 ein.
Es gibt keinen Zweifel, dass dies der Präexpositionsprophylaxe (PREP) zu verdanken ist –
dann sonst hat sich ja seit vielen Jahren an der HIV-Front nichts verändert. Dass man
frühzeitig therapiert (ab Diagnose und nicht erst ab einem gewissen „Mindestschaden“ im
Immunsystem, wie vor langer Zeit einmal), ist schon lange etabliert, und damit auch das
Prinzip der „Therapie als Prävention“ – wessen Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt, der
kann keinen mehr anstecken, auch nicht ohne Kondom.
Ein großartiger Erfolg, die lange ersehnte Trendwende auch in Abwesenheit eines Impfstoffs
– wäre das nicht eines Denkmals wert?

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Wie begann das alles?
Die Uridee, die Urvision, einer HIV-PREP stammt nicht von einem Bundesgesundheits- oder
Bundesbeatmungs-Minister, sie stammt auch nicht von einem Leiter des Robert-KochInstituts oder einer Arzneimittelüberwachungsbehörde.
Sie stammt von Straftätern, von Kriminellen. Schwule Männer mit hohem sexuellen Druck,
die keine Lust mehr auf Kondomsex oder das ja auch irgendwie unsichere „Serosorting“
hatten (ein HIV-Test galt damals erst nach 3 Monaten als „sicher“). Und dann haben die sich
gedacht: und dann nehme ich doch einfach HIV-Tabletten, entweder immer oder nach
Bedarf, je nachdem, „was gerade so läuft“ und wie weit das Geld reicht … dann kann doch
eigentlich nichts passieren?
In Prinzip war so etwas ab ca. 1995 möglich, als die HAART, die hochaktive antivirale
Therapie etabliert war. Am Anfang wegen der Vielzahl der Tabletten und Nebenwirkungen
aber für eine PREP nicht wirklich attraktiv.
Erst als die tägliche Anzahl von Tabletten geringer und die Nebenwirkungen weniger wurden
und AIDS damit auch schrittweise seinen Schrecken verlor, konnte die Idee der
prophylaktischen Einnahme allmählich Fuß fassen. Nicht nur bei Männern, die von den
wildesten schwulen Sexpartys träumten, sondern auch bei überängstlichen Schwulen und
Heteros, die sich womöglich aus dem Sexleben seit Jahren ganz zurückgezogen hatten …
auch ein Kondom könnte ja mal reißen … und nun wieder Hoffnung schöpften. Die PREP war
für beide Gruppen attraktiv, so unterschiedlich sie auch gewesen sein mögen.
Aber wie kam man an die Mittel ran? Ohne Rezept keine HIV-Tabletten, und ohne HIVInfektion kein Rezept.
So etablierte sich ein Schwarzmarkt. Das aufkommende Internet und später das Darknet
könnten dabei auch Hilfe geleistet haben. Schließlich war noch keine Internetüberwachung
etabliert, die Überwachungstechnologien existierten noch gar nicht, und eine
Vorratsdatenspeicherung gab es auch noch nicht. Das Internet war noch frei, und in gewisser
Hinsicht ein rechtsfreier Raum. HIV-Patienten, die knapp bei Kasse waren, konnten ihre
Tabletten teuer illegal verkaufen, um ihre Finanzen aufzubessern. Nicht alle HIV-Patienten
nehmen konsequent ihre Tabletten ein. Mancher, dem es gut ging, hat aufgehört in dem
Wissen, er könne ja jederzeit wieder anfangen, wenn es ihm schlechter ginge. Und in der
Zwischenzeit konnte er mit den weiterhin verordneten und in der Apotheke beschafften
Tabletten auf dem Schwarzmarkt Geld verdienen …
Später kamen dann die Generika aus dem Ausland hinzu, vor allem aus Indien. Auf dunklen
Wegen über Indien und England kamen sie dann nach Deutschland. Wegen der möglichen
Überwachung der Postsendungen war es sicherer, sie direkt in England abzuholen.
Aus wissenschaftlicher Sicht waren diejenigen, die sich HIV-Mittel beschafften und
einnahmen, um Risiken eingehen zu können, die sie ohne diese Mittel nicht eingegangen
wären, wagemutige Experimentierer, die man mit berühmten Selbstversuchlern wie zum

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Beispiel Jonas Salk vergleichen könnte, den Erfinder einer Impfung gegen Kinderlähmung
(Poliomyelitis)
Aus rechtsstaatlicher Sicht waren es simple Straftäter, Kriminelle. Und zwar beide Seiten. Ein
HIV-Infizierter, der seine Tabletten nicht nehmen will, kann sie entsorgen, aber nicht
verkaufen. Er ist kein Apotheker, also darf er keine Tabletten verkaufen. Und der Käufer darf
sich keine verschreibungspflichtigen Tabletten beschaffen, für die er kein Rezept hat, bei
wem und für welchen (horrenden?) Preis auch immer … Das zum Thema Schwarzmarkt hier
in Deutschland. Kommt es zu einem Import von HIV-Mitteln aus dem Ausland, kommen
womöglich noch ganz andere Straftatsbestände hinzu. Ein Staatsanwalt wird da sicherlich
eine lange Auflistung machen können …
Man darf sich in Deutschland nicht einmal ein rezeptfreies (!) Arzneimittel aus einem
anderen EU-Land, z.B. Österreich schicken lassen. Man darf es bei der Einreise in
Deutschland in kleiner Menge bei sich führen, aber eben nicht per Post ordern. Wer glaubt,
die EU-Post wird nicht kontrolliert: das Regierungspräsidium Darmstadt verfolgt alle Männer,
die sich Potenz-/Erektionsmittel auch in Kleinstmengen aus EU-Ländern schicken lassen, in
denen diese Mittel frei in Apotheken verkäuflich sind. Um es klar zu sagen: kein Arzneimittel
aus dem Ausland, auch nicht aus dem EU-Ausland, egal ob es in Deutschland
verschreibungspflichtig wäre oder nicht, überschreitet die Grenze nach Deutschland, es sei
denn im persönlichen Gepäck in kleiner Menge für den zeitnahen persönlichen Gebrauch.
Und sei das Mittel auch noch so banal und harmlos. Darum holte man die HIV-Mittel dann
auch persönlich aus England ab, nachdem man sie von Indien nach England dirigiert hatte …
im Gepäck durfte man sie ja bei der Einreise in Deutschland haben. Keiner kontrollierte das
Gepäck (England war mal EU!). Postsendungen wurden dagegen arzneimittelrechtlich
kontrolliert, auch innerhalb der EU. Wäre es anders, wäre das Regierungspräsidium
Darmstadt nicht zur legendären „Viagra-Behörde“ aufgestiegen, denn die Viagra-Generika
wurden ja aus EU-Ländern verschickt …

Natürlich blieb auch der Pharma-Industrie und Wissenschaft das illegale Treiben nicht
verborgen. Nach wie vor keine Impfung in Sicht, witterte die Industrie ein großes
Marktpotenzial … und stieg in die Forschung ein, etwa um das Jahr 2005 herum. Noch am
16.8.2006 warnte eine Autorengruppe aus San Francisco im JAMA „Preexposure prophylaxis
for HIV: unproven promise and potential pitfalls” (LIU AY et al.). Zu jener Zeit hatten klinische
Versuche gerade erst begonnen, andere waren geplant.
2012 erfolgte die Zulassung der Truvada-Medikamentenkombination zur PREP in den USA,
im August 2016 in Europa. Seit 1.9.2019 übernehmen in Deutschland die gesetzlichen
Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen sogar die Kosten der PREP sowie aller
dazugehörigen Begleituntersuchungen – also “mit allem Drumherum”.
Eine bemerkenswerte Karriere – die Straftat, die zur Kassenleistung wurde!
Und das Robert-Koch-Institut kann die Erfolge feiern und endlich einen nachhaltigen
Rückgang der HIV-Neuinfektionszahlen berichten.

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Ist das nicht eines Denkmals wert für die Straftäter von einst, mit denen alles angefangen
hat? Jenen wagemutigen Pionieren, die gegen das Arzneimittelrecht und manche anderen
Gesetze verstießen?

Im Jahr 2020 stehen wir nun erneut in einer solchen Situation.
Wir brauchen die COVID-PREP – und es gibt sie nicht, jedenfalls nicht in Deutschland.
Die Bundeskanzlerin und der Bundesbeatmungsminister haben uns dankenswerterweise ein
paar Wochen Lockdown und damit Zeit und Luft verschaffen, die genutzt werden sollte um
sich vorzubereiten auf das, was bevorsteht:
Die Krankenhäuser sollten sich in dieser Zeit umorganisieren, die Intensivstationen und
Beatmungsplätze freiräumen von denen, die noch aus anderen Gründen als COVID da lagen
… und die Menschen sollten ihre “letzte Dinge” regeln, die noch ungeregelt waren, also z.B.
Testamente verfassen oder manches andere, bevor es zu spät ist.
Man hatte den Menschen verinnerlicht, dass alle anderen Menschen gefährlich sind (außer
die im engsten Familienkreis), und dass man daher Abstand halten soll, mindestens 1,5 m,
besser 2 m, noch besser “27 feet”. Man solle draußen Masken tragen (im Geschäft, im ÖPV),
oder doch nicht, und sie helfen, aber vielleicht nur wenig, aber vielleicht auch gar nicht, sind
aber trotzdem gut, oder eben nicht gut, wurden dann aber doch (endlich!) zur Pflicht,
Handschuhe im Geschäft sind auf jeden Fall schlecht … oder bald auch nicht? …
… und dann werden die Schulen und Betriebe wieder geöffnet, und man soll plötzlich keine
Angst vor anderen Menschen mehr haben, und man darf als Berufstätiger auch gar keine
Angst vor anderen Menschen haben, denn man kann nicht zum Arbeitgeber sagen: ich gehe
nicht zu den Menschen (zu denen ich eigentlich gehen müsste), weil ich Angst vor ihnen
habe … also auf einmal ist wieder alles wie vorher und die Infektionsgefahr lauert überall,
denn man weiß inzwischen, dass 40 bis 80 % aller Infektionen übertragen werden, bevor
Symptome auftreten …
Also jeder muss wieder überall damit rechnen, dass er sich plötzlich und unvorhersehbar
infizieren kann, aber unser Bundesbeatmungsminister will darüber wachen, mit der
Sorgfältigkeit eines Bankkaufmanns, dass jeder, der einen Beatmungsplatz braucht, auch
einen bekommt. Also nach dem Motto: Dass ihr euch infiziert, damit müsst ihr rechnen, das
mutet die Politik euch zu, aber das ist ja nicht so schlimm, denn wir sorgen schon dafür, dass
ihr dann wenigstens einen Beatmungsplatz bekommt, wenn ihr einen braucht.
Dass nur etwa 50 % derjenigen, die beatmungsbedürftig auf Intensivstation landen, auch
überleben, das sagt man dem Volk nicht. Aber man kann es sich ja selbst ausrechnen, wenn
man die täglichen Situationsberichte des Robert-Koch-Instituts eingehend liest. Aber das
breite Volk tut das natürlich nicht und denkt beim Thema Beatmung eher an die Alt-68er, die
mit ihrem Rucksack und Sauerstoffmaske (wegen ihrer COPD) zum Rockkonzert oder zur
Demo pilgern. Also ist das breite Volk beruhigt: man kann sich ruhig infizieren, für Beatmung
ist ja gesorgt, und das ist alles nicht so schlimm. Wenn man nicht gerade auf Intensivstation

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liegen würde und Rockkonzerte erlaubt wären, könnte man unter Beatmung ja sogar zum
Rockkonzert …
Mit der Sicherheit eines Beatmungsplatzes im Rücken werden die Menschen also nach
Lockerung des Lockdowns wieder aufeinander getrieben, es gibt bald auch wieder
dienstliche Versammlungen, Treffen, Meetings, Fortbildungen und und und, denen sich auch
Risikopersonen wie ältere Arbeitnehmer oder solche mit Vorerkrankungen nicht entziehen
können. Notfalls greift der Knüppel des Arbeits-, Dienst- oder Disziplinarrechts. Mütter und
Väter werden infiziert von Kindern, die die Infektion aus der Schule mitbringen …
Jeder, der sich nicht dem Berufsleben oder dem Kontakt mit Kindern oder der Jugend
entziehen kann, ist wieder permanent gefährdet. Jeder kleine Schnupfen, jeder leichte
Halsschmerz, jeder Hustenreiz, den man sonst ignoriert hätte, kann jetzt der Anfang vom
Ende sein – schon in ein paar Tagen kann man intubiert auf der Beatmungsstation liegen …
Und wer noch immer an die Herdenimmunität glaubt und wie gut es ist und wie frei man ist,
wenn man die Infektion überstanden hat, der lese das hier:

LONG-TERM CLINICAL OUTCOMES IN SURVIVORS OF CORONAVIRUS OUTBREAKS
AFTER HOSPITALISATION OR ICU ADMISSION: A SYSTEMATIC REVIEW AND METAANALYSIS OF FOLLOW-UP STUDIES

https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.16.20067975v1
Alle Herdenimmunitäts-Fans sollten sich das genau anschauen. Am Ende haben wir zwar
(vorübergehende?) Herdenimmunität, aber ein Heer chronisch Kranker. Ob dann in ein paar
Jahren auch die Lungenkrebs-Rate (auch unter Nichtrauchern) drastisch ansteigt, kann jetzt
noch keiner vorhersagen. Hinzu tritt, dass die WHO Ende April 2020 betont hat, dass es noch
unklar ist, ob eine durchgemachte COVID-19-Erkrankung überhaupt zu einer Immunität führt
– ohne anhaltende (!) Immunität bricht aber das Konzept der Herdenimmunität völlig in sich
zusammen.

Und schon kommen wieder diese kriminellen Elemente, diese Straftäter, aus ihren Löchern
gekrochen, die eine PREP wollen – eine medikamentöse Präexpositionsprophylaxe. Zum
Beispiel Umifenovir in Kombination mit Interferon-Nasentropfen. Und womöglich noch ein
Nikotinpflaster oben drauf! Einfach irre, diese Spinner.
Wie kann man nur! Unverschämt! Die Beatmung ist doch gesichert. Daher brauchen wir
keine PREP!
Andere, ferne Länder, okay, vielleicht haben die nicht genug Beatmungsplätze und
beschäftigen sich deshalb mit der PREP. Oder sie haben nicht genug Ärzte und haben Angst,
dass die wenigen Ärzte auch noch erkranken oder womöglich noch wegsterben, und setzen
daher die Ärzte unter PREP … in Indien zum Beispiel unter Hydroxychloroquin … aber
Deutschland hat genug Ärzte. Warum sollten Ärzte PREP nehmen? Absurd. Deutschland
braucht das alles nicht. Genug Beatmungsplätze, genug Ärzte. PREP braucht hier keiner.
Thema aus. PREP ist tabu.

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Corona-PREP geht in Deutschland sowieso nicht. Sie ist sowieso verboten.

Schauen wir uns die Präparate mal an, die nach aktuellem Kenntnisstand mögliche
Kandidaten mit einem gewissen Potenzial zum Erfolg wären.
Zum einen Arbidol (Umifenovir) aus Russland, dieses im Westen ungeliebte und nie
akzeptierte russische Grippemittel. In einer retrospektiven chinesischen Kontrollstudie
reduzierte es das Infektionsrisiko von Medizinalpersonen um 95 % und von
Haushaltskonkakten von Infizierten um 99 % besser als das Vergleichsmittel Oseltamivir, bei
uns als Tamiflu bekannt. Der Unterschied ist statistisch signifikant (Medizinalpersonen) bzw.
hochsignifikant (Haushaltsangehörige).
Es handelte sich zwar um einen Einsatz in der Postexpositionsprophylaxe (= PEP) (die
Betroffenen, die das einnahmen, hatten zuvor Kontakt mit Infizierten gehabt), aber ein
Medikament, das in der PEP wirkt, wirkt aus grundsätzlichen virologischen Erwägungen
heraus mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser, wenn es in der PREP eingesetzt
wird. Arbidol wurde in China im Zusammenhang mit COVID sehr breit eingesetzt und erwies
sich als sehr gut verträglich und nebenwirkungsfrei/-arm.
Sein Nutzen in der Therapie symptomatischer oder gar fortgeschrittener Infektionen ist
strittig; die Studienlage reicht von Null-Effekten bis zu wegweisenden Minderungen der
Mortalität um bis zu 80 % - auf den Therapienutzen kommt es aber bei der Frage der PREP
gar nicht an. Auch ein Präparat, das in der Therapie versagt, kann in der PREP funktionieren.
Die Präparatekombination der HIV-PREP (Truvada) reicht auch zur Therapie einer manifesten
HIV-Infektion nicht aus (darum müssen die Personen unter PREP sich regelmäßig auf HIV
testen lassen, weil im Falle einer HIV-Infektion, wie sie bei unregelmäßiger
Tabletteneinnahme auch unter PREP vorkommen kann, eine Therapieumstellung
erforderlich wird).

Umifenovir (Arbidol) in Deutschland:
Keine Zulassung, nicht für die EU, nicht für Deutschland.
Auch “internationale Apotheken” (also Apotheken, die grundsätzlich unter bestimmten
Bedingungen ausländische Arzneimittel beschaffen, was man, wie oben dargelegt, selbst
nicht darf), können - jedenfalls nach eigener Erfahrung – Arbidol NICHT beschaffen.
Arbidol ist in Deutschland unerreichbar!
Arbidol ist in Russland frei in Apotheken verkäuflich (OTC), und in manchen Jahren das dort
meistverkaufste OTC-Mittel. Es sei denn es ist zurzeit ausverkauft …
Wer jetzt auf die Idee kommt: es gibt bestimmt jemanden, der jemanden kennt, der
jemanden kennt, der demnächst mal nach Russland reist … dem sei gleich klargemacht: wir
reden hier über die PREP, und da kommt bis zur Impfung (hoffentlich irgendwann 2021 oder
2022) einiges an Arbidol-Bedarf zusammen … also das sind dann Mengen, die weit über den
erlaubten Eigenbedarf der Medikamenten-Mitnahme im Gepäck hinausgehen … da sind wir
dann schon wieder beim Strafrecht, nicht nur beim Arzneimittelrecht, sondern Zoll, Steuer,

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Importbeschränkungen usw. … die gesamte Liste, alles, wogegen man irgendwie verstoßen
kann. Das volle strafrechtliche Programm.
Damit ist klar: Arbidol-PREP geht in Deutschland definitiv nicht! (Wer irgendwo her noch ein
Päckchen hat, hebt es sich besser für den Krankheitsfall auf und verschwendet es nicht
schon vorher, denn es gibt keinen Ersatz!).

Ein zweiter Kandidat wären interferonhaltige Nasentropfen. Die viermal tägliche Applikation
von interferonhaltigen Nasentropfen (2-3 Tropfen/Nasenloch; Interferon α Typ 1b) von 2944
Medizinalpersonen über 28 Tage hinweg konnte in einem Krankenhaus in der Hubei-Provinz
sowohl nachgewiesene COVID-Erkrankungen wie auch respiratorische Erkrankungen mit
COVID-verdächtigen Symptomen sicher vermeiden (kein einziger COVID-Fall und kein
Verdachtsfall). Allerdings hatten die 529 Medizinalpersonen, die unter hohem COVID-Risiko
arbeiteten (Isolationsstation, Fieberkliniken, d.h. Kontakt mit COVID-Erkrankten), zusätzlich
einmal wöchentlich eine subkutane Injektion von 1,6 mg Thymosin-α1 erhalten. Auch fehlt
eine direkte Kontrollgruppe; als fiktive Kontrollen wurden jene Fälle von Infektionen bei
Medizinalpersonen genommen, die offiziell im fraglichen Zeitraum aus der epidemischen
Region berichtet wurden. Es wurde nicht abgeschätzt, welcher Erwartungswert an
Infektionen in der Studienpopulation (sowohl den 2415 Low-Risk-Mitarbeitern ohne direkten
Kontakt zu bekanntermaßen COVID-Infizierten wie den 529 High-Risk-Mitarbeitern) zu
vermuten gewesen wäre. Das Ergebnis erscheint dennoch bemerkenswert, wenn man
bedenkt, dass die Mitarbeiter in einem Hochepidemie-Gebiet nicht nur beruflichen, sondern
auch privaten (z.B. familiären) Infektionsrisiken unterlagen.
Es gibt im Osten Länder, in denen interferonhaltige Nasentropfen gegen
Erkältungskrankheiten in Apotheken käuflich sind. Auch in China wurden sie in Sachen
COVID-19 umfassend eingesetzt.
Deutschland: erneut Fehlanzeige. Auch nicht über internationale Apotheken zu beschaffen.

In China soll auch die traditionelle herbale chinesische Medizin (TCM) im Sinne der
Prophylaxe (PREP/PEP) eine große Rolle gespielt haben – aber im Westen fehlt das
tiefgreifende Erfahrungswissen dazu, die Präparate sowieso … und es gibt auch noch keine
Studie, die konkret den prophylaktischen Einsatz untersuchte. Darum sei dieser Aspekt hier
ignoriert.
Somit haben wir zurzeit zwei Präparate, für deren prophylaktischen Nutzen Studien
vorliegen – wenn auch Studien von methodisch niedriger Qualität, weit unter dem, was zu
wünschen wäre – aber besser als nichts. Man könnte ja auch beides kombinieren - ArbidolTabletten und Interferon-Nasentropfen schließen sich ja nicht gegenseitig aus.
Natürlich gibt es noch andere Möglichkeiten.
Man könnte sich alle paar Wochen Rekonvaleszenten-Plasma spritzen lassen – aber ehrlich
gesagt, wer soll das bezahlen und ist das fair? Sollte das nicht den lebensgefährlich
Erkrankten vorbehalten werden – oder, wenn schon prophylaktisch, dann den Ärzten, die
unter hoher Infektionsgefahr an allervorderster Front arbeiten?

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In den USA gibt es jetzt einen Versuch, wo man Krankenhausmitarbeiter vor und nach der
Arbeitsschicht eine definierte Menge NO einatmen lässt – Ergebnisse stehen noch aus.
In Deutschland erhältlich – wenn auch verschreibungspflichtig und off label – wäre immerhin
Hydroxychloroquin. Was seinen therapeutischen Nutzen in Sachen COVID-19 betrifft, gab es
gerade einen sehr schweren Rückschlag: in einer recht großen US-amerikanischen Studie
(kombinierte Daten aller Männer, die in Veterans Health Administration Medical Centers
wegen COVID behandelt wurden) führte Hydoxychloroquin sogar zu einer mehr als doppelt
so hohen Sterblichkeit im Vergleich zu jenen, die es nicht erhielten, auch nach Adjustierung
auf den Schweregrad der Erkrankung.
Demgegenüber hat sich Hydroxychloroquin in Südkorea in der Postexpositionsprophylaxe in
einem Langzeitpflege-Krankenhaus bewährt (eine Pflegerin und eine Sozialarbeiterin waren
infiziert) und einen Ausbruch unter den im Durchschnitt 80 Jahre alten Bewohnern
möglicherweise verhindern können. Da es keine Kontrollgruppe ab, lässt sich allerdings nicht
ganz sicher sagen, dass der Erfolg (keine weitere Infektion trotz hoch gefährdeter “Klientel”)
wirklich dem Hydroxychloroquin zu verdanken ist.
So ganz grob zeichnet sich damit ab: Hydroxychloroquin könnte zur COVID-Therapie
(jedenfalls bei älteren Männern) ungeeignet sein, aber wertvoll in der PostexpositonsProphylaxe.
Hier geht es aber um die PREP, und da stellt sich schon die Frage, ob man das monatelang
oder jahrelang einnehmen will oder kann – jedenfalls in der breiten Anwendung. Man hat
auch noch keinerlei Vorstellungen, in welchen Dosierungen es prophylaktisch wirkt. Davon
hängt auch viel ab, ob und ggf. für wen es in der PREP infrage kommen könnte. Jedenfalls
sind Zweifel anzumelden, ob Hydroxychloroquin ein geeignetes Prophylaktikum zur
Langzeiteinnahme für breitere Bevölkerungskreise ist, insbesondere für Ältere und
Vorerkrankte, unter besonderer Berücksichtigung der Problematik von Herzerkrankungen.
Auch die von TURGEON et al. für notwendig erachtete EKG-Überwachung der Anwendung
von CQ/HCQ steht einem Einsatz in der Chemoprophylaxe (PREP/PEP) fundamental im Wege
– entsprechende Empfehlungen ergingen aber auch für Favipiravir und Lopinavir/Ritonavir.
Lopinavir/Ritonavir wird inzwischen in einem RCT zur PEP ausprobiert (NCT04321174).
Angesichts dieser Konstellationen gibt es einen dringenden Bedarf an PREP-Alternativen. Die
Diskussion der PREP/PEP läuft zu sehr CVQ/HCQ-zentriert. Die PREP erfordert einen
langfristigen Einsatz; die PEP erfordert zwar nur einen kurzfristigen Einsatz über maximal
zwei Wochen, aber entscheidend ist ein sehr schneller Beginn der PEP nach Kenntnis eines
Expositionsrisikos. Die “Organisation” einer EKG-Überwachung (auch durch portable Geräte
oder Heim-EKG) verschwendet da zu viel Zeit und führt das Konzept der PEP ad absurdum.
Daher ist die Fixierung der PREP/PEP-Forschung auf CQ/HCQ so kritisch, weil es dringend
Alternativen für PREP/PEP bedarf, die nicht das Problem des Long-QT-Syndroms und den
damit verbundenen EKG-Überwachungsbedarf haben.
Selbst wenn man rein hypothetisch z.B. mit Heimgeräten eine EKG-Überwachung der
CQ/HCQ-Anwender etablieren würde: welche PREP/PEP bietet man dann jenen, bei denen

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CQ/HCQ wegen kardiologischer Effekte wie z.B. QT-Zeit-Verlängerung angebrochen werden
muss?
YANG et al. empfehlen nach Cytotoxizitäts-Untersuchungen an acht Zelllinien, den Einsatz
von HCQ auf kurze Zeiträume (unter EKG-Kontrolle) zu begrenzen; in der Gesamtschau
erwies sich HCQ aber als weniger cytotoxisch als CQ (Ausnahme: Kardiomyozyten). Damit
scheiden HCQ/CQ für die PREP eigentlich aus.
Labor- oder in-silico-Studien (z.B. molekulare Docking-Studien) sprechen dafür, dass ein
breites Spektrum weit verbreiteter, gut verträglicher Medikamente (z. B. Omeprazol oder
das Krätzemittel Ivermectin) oder auch natürlicher, z.B. pflanzlicher Stoffe (z.B. Silibinin aus
Mariendisteln) oder Spermidin und viele andere erhebliche antivirale Potenz aufweisen.
In Thailand fiel auf, dass HIV-Infizierte seltener als eigentlich erwartet an COVID erkranken –
eine Folge ihrer antiviralen Therapie?
Inzwischen stehen Tiermodelle zur Verfügung, z.B. Frettchen oder Rhesus-Affen sowie
weitere Primaten, an denen man den Erfolg oder Misserfolg eines Stoffes zur PREP sehr
schnell erforschen konnte. Solche Versuche zeigten auch schon, dass eigentlich nur die PREP
vor einer Infektion schützen kann, nicht die PEP: gibt man ein antivirales Mittel und
inokuliert dann 12 Stunden später mit dem Virus, geht die Infektion nicht „an“, es lässt sich
keine relevante Virusvermehrung nachweisen, die Lunge bleibt in der Röntgen- oder CTKontrolle einwandfrei. Beginnt man mit der Gabe eines antiviralen Mittels erst 12 Stunden
nach der Inokulation, kann selbst ein so potentes Mittel wie Remdesivir die Infektion nicht
mehr verhindern. Sie geht trotz fortgesetzter täglicher Remdesivir-Infusion ihren Gang,
verläuft allerdings mild und asymptomatisch, die Virusvermehrung ist stark reduziert. Aber
es bilden sich dennoch Lungenläsionen, wenn auch viel schwächer als ohne Remdesivir.
Inzwischen ist sogar bekannt, dass Rhesus-Affen die altersabhängigen Effekte von COVID-19Infektionen beim Menschen nachzeichnen; ältere Affen erkranken schwerer und zeigen vor
allem gravierendere Lungenveränderungen (YU et al.).
Das zeigt: PEP ist eigentlich nichts anderes als eine frühe Therapie, und im Idealfall kann sie
die Virusreplikation stark unterdrücken und den Krankheitsverlauf so mildern, dass die
Krankheit nicht als solche wahrgenommen wird. Die Krankheit wirklich verhindern kann aber
nur die PREP.
Man braucht also nicht zu sitzen und zu warten, bis die „großen“ „hochwertigen“ PREPStudien aus dem Ausland kommen, die vielleicht nie kommen, wenn das Ausland auch so
denkt wie Deutschland (einmal abgesehen von Hydroxychloroquin, wo weltweit einige
Studien zur PREP/PEP anlaufen, aber meine Bedenken zur Dauereinnahme von
Hydroxychloroquin hatte ich ja schon geäußert. Ein paar Tage zur PEP – okay, aber über
Jahre zur PREP – evtl. in Kombination mit Ivermectin?).
Warum also warten? Der Weg kann direkt vom Labor (in vitro oder in silico) zum Frettchen
oder Rhesus-Affen führen. Deutschland hat geeignete Institutionen. Die Tiere brauchen auch
nicht geopfert werden (wie es in den Remdesivir-Studien der Fall war) – virologisches
Monitoring, Blutuntersuchungen und Lungen-Röntgen reichen.

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Übrigens lohnt es sich dann auch, die HIV-Prep (Truvada) auszuprobieren – die hat sich auch
schon in vitro als erfolgversprechend erwiesen. Wenn sie auch als COVID-PREP funktionieren
würde, wäre das ideal: Das System der HIV-PREP ist bereits etabliert – man könnte es dann
einfach um COVID-Risikogruppen erweitern (und sich für die COVID-Prepper die HIV- und
STI-Tests sparen).
Retrospektive Daten von HIV-Infizierten unter HAART aus Wuhan weisen allerdings darauf,
dass Reverse-Transkriptase-Hemmer (wie Tenofovir/Emtricitabin) in der PREP unwirksam
sein könnten (GUO et al.): HIV-Infizierte unter dieser Medikation zeigten eine ähnliche
COVID-19-Prävalenz wie die Allgemeinbevölkerung in Wuhan (0,84 % vs. 0,83 % geschätzt für
Allgemeinbevölkerung). Keine COVID-Infektion fand sich dagegen unter den weniger häufig
angewandten Protease-Hemmern (dominiert von Lopinavir/Ritonavir) und
Integrasehemmern, allerdings reichten die Unterschiede nicht für statistische Signifikanz. In
der Postexpositionsprophylaxe von hochgradig und ungeschützt exponiertem
Medizinalpersonal gegenüber MERS-Patienten hat sich Lopinavir/Ritonavir in Kombination
mit Ribavirin jedenfalls bewährt (22 Medizinalpersonen unter PEP: keine Infektion; 21
vergleichbar Exponierte ohne PEP: 28,6 % infiziert) (PARK et al.).
Grundsätzlich gibt es drei Ansatzpunkte, um eine PREP zu entwickeln:
Erstens kann man jene Präparate ausprobieren, die schon in Sachen COVID-19 im Einsatz
sind – zunächst im Tierversuch;
zweitens der bereits oben beschriebene „bottom-up-Ansatz“: ausgehend von
vielversprechenden Präparaten aus in-vitro-Studien oder in-silico-Studien direkt in den
Tierversuch
drittens ein „bottom-down-Ansatz“, aus elektronischen Versorgungs-Meta-Daten von
Patienten auf Präparate zu schließen, die protektiv wirken könnten, in Weiterentwicklung
der Methodik von CASTRO et al.
In Deutschland dürfte dies allenfalls auf Ebene einiger gesetzlicher Krankenkassen möglich
sein, in Ländern mit staatlichem Gesundheitssystem wie dem NHS in Großbritannien, vor
allem aber in den skandinavischen Ländern bestehen dazu geradezu ideale Voraussetzungen
mit hohen, z.T. populationsweiten Fallzahlen und sehr detaillierten Gesundheits- und
Versorgungsdaten fast der gesamten Bevölkerung. In diesen großen elektronischen
Datenbanken von Patientendaten könnte man nachschauen, ob Personen, die unter
bestimmten Therapien stehen, entweder seltener und/oder milder an COVID erkranken:
Häufigkeit der COVID-Diagnose, Hospitalisierung, Beatmung, Tod usw. HIV-Therapien oder
HIV-PREP wäre dann nur ein Spezialbeispiel innerhalb dieses breiten Spektrums an
Möglichkeiten, wie man sich auch dem Thema PREP nähern könnte. Wichtig wäre dann
erneut die Verifizierung von potenziellen Kandidaten im Tiermodell.
Eine reine Beobachtungsmitteilung aus Italien (DUGA S et al.) aus der Lombardei deutet an,
dass Männer unter antiandrogener Therapie, insbesondere 5-Alpha-Reduktase-Hemmern,
unterdurchschnittlich häufig wegen COVID-19 hospitalisiert wurden, und, wenn dies doch
erforderlich wurde, eine geringere Mortalität (25 % statt 66,7 %) aufwiesen. Das sind Daten,
die erstmal mit großer Vorsicht zu bewerten sind, und sicherlich kann man auch nicht alle
anderen Männer unter 5-Alpha-Reduktase-Hemmer als COVID-PREP setzen. 5-ARIs sind

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zweifellos mit die ungeeignetste Option für eine PREP, die man sich vorstellen kann. Aber
diese Beobachtung belegt im Sinne eines Proof of principle, dass Prämedikation eine
erhebliche Rolle beim COVID-Geschehen zu spielen scheint, und bietet damit einen Anlass,
nach geeigneteren PREP-Medikamenten zu suchen. Auch gibt diese Studie einen
methodischen Hinweis, dass Ansätze der retrospektiven Patientendaten- und –
medikationsanalyse einen Beitrag leisten können, potenzielle PREP-Präparate zu
identifizieren.
Es geht ja bei der COVID-PREP auch nicht zwingend um eine PREP für jedermann – es geht
um beruflich Exponierte und Risikogruppen aufgrund von Alter und Vorerkrankungen. Es
geht zunächst einmal gar nicht darum, 80 Millionen Bundesbürger unter PREP zu setzen.
Unser Beatmungsminister hat für 8 Milliarden Euro Beatmungsgeräte und Schutzkleidung
bestellt. Dafür verdient er großen Dank und große Anerkennung. Das ist in der Tat ein
gigantischer Betrag und eine Meisterleistung, das zu ermöglichen. Das lässt sich gar nicht
hoch genug einschätzen.
Aber wären da nicht auch ein paar Millionen für die PREP-Forschung drin, erstmal für das
Tierversuchsstadium sowie retrospektive Auswertungen von Patientenakten, z.B. HIVInfizierter oder von HIV-PREP-Anwendern? Wäre schon interessant zu wissen, ob Menschen
unter HIV-Therapie oder HIV-PREP seltener oder milder erkranken?
Der Erfolg einer PREP bemisst sich schließlich nicht nur an der Anzahl der vermiedenen
Infektionen, sondern auch am Verlauf der dennoch stattfindenden Infektionen. Es gibt
Modellationen, wonach ein antivirales Mittel umso schwächer sein darf, um eine bestimmte
Auswirkung auf die maximale Viruslast im Infektionsverlauf zu entfalten, je früher es
eingesetzt wird, auf jeden Fall muss es noch vor Einsetzen der ersten Symptome eingesetzt
werden, weil diese erst um das Maximum der Viruslast herum auftreten.
So gesehen gibt es eigentlich gar keine Alternative zur Prophylaxe. Frühe antivirale Therapie
ist besser als späte antivirale Therapie; präsymptomatisch einsetzende antivirale Therapie ist
besser als Therapiebeginn nach Auftreten der Symptome; PEP ist nichts anderes als eine sehr
frühzeitige präsymptomatische Therapie; und PREP ist besser als PEP – wie die
Inokulationsversuche an Rhesus-Affen 12 Stunden vor und 12 Stunden nach Therapiebeginn
zeigten.
PREP ist daher alternativlos.
Ist die Regierung sich so sicher, dass sie bald einen 100 % sicher schützenden Impfstoff hat
und breit verimpfen kann, dass sie es sich leisten kann, „parallel“ auf die Erforschung der
PREP/PEP zu verzichten? Wird es nicht eher so sein, dass Risikopersonen (beruflich
Exponierte, Alte, Voerkrankte) auch nach der großen Impfaktion sicherheitshalber noch eine
Zeitlang zweigleisig fahren sollten mit PREP/PEP, bis Gewissheit herrscht, dass die Impfung
wirklich sicher schützt?
Die Frage der „Sicherheit“ eines Impfstoffs im Sinne von Verträglichkeit und
Nebenwirkungen lässt sich recht schnell klären (und erste klinische Tests haben ja bereits
begonnen) – der Nachweis der „Sicherheit der Schutzwirkung“, also der Impfeffizienz, ist
aber ein viel längerer Weg, und erst im Laufe der Zeit lässt sich die Frage nach

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Durchbruchsinfektionen und vor allem auch der Schwere des damit verbundenen
Krankheitsverlaufs beantworten.
Impfstoff- und PREP-Forschung schließen sich also nicht aus, sondern sollten sich ergänzen.
Ganz im Gegenteil: in jüngerer Zeit häufen sich Berichte, die andeuten, dass es
möglicherweise niemals einen effektiven Impfstoff geben könnte. Misserfolge bei
Impfstoffen gegen Coronaviren, die Haustiere befallen, bis hin zum Verlauf der
Antikörperbildung und –titer bei Corona-Genesenen geben Anlass zur Skepsis in Sachen
Impfstoffe, ebenso die nach wie vor nicht geklärt ist, ob und wie lange Corona-Genesene
überhaupt immun sind (s. Tagesspiegel-Link).
Und selbst wenn eine erfolgreiche Impfung irgendwann da ist: die schützt wahrscheinlich
erst nach zwei Wochen. Selbst die Impfung selbst bietet noch ein Risiko, sich anzustecken:
beim Arzt, in der Praxis, im Wartezimmer. Vor einer Infektion, die man sich bei der Impfung
holt, kann die Impfung selbst noch nicht schützen. Allein deshalb braucht man eine PREP,
um die Impfung „unter PREP-Schutz“ überhaupt sicher wahrnehmen zu können: damit die
Impfung nicht selbst zum Infektionsrisiko wird und zu spät kommt!
Wie groß der Wunsch nach einer PREP in der Bevölkerung ist, zeigen Erfahrungen aus
Frankreich, wo ein so extremer Ansturm auf Nikotinpflaster und andere NikotinersatzProdukte erfolgte, dass die Regierung mit Beschränkungen und Verboten eingreifen musste,
als eine Studie vage Andeutungen gemacht hatte, dass Rauchen – und damit vermutlich
Nikotin – das Infektionsrisiko (nicht: die Schwere der Erkrankung im Falle einer doch
stattfindenden Infektion) möglicherweise mindern könnte.
Es gibt keinen Zweifel: der Bedarf für die PREP ist da, wie auch immer sie dann funktionieren
mag.
Aber das ist alles nur Spinnerei. Deutschland hat sich entschieden, den Weg der Beatmung
zu gehen. Der Lockdown kann jetzt gelockert werden, es können sich ruhig wieder mehr
Menschen infizieren, denn viele freie Beatmungsplätze warten auf Kundschaft.
Und das Denkmal für den unbekannten Straftäter wird es genauso wenig geben wie die
COVID-PREP.

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Link zu einer Datensammlung zu Therapiestudien bzw. Studien von therapeutischer
Relevanz in Sachen COVID-19:

http://freepdfhosting.com/2d4f1a9d90.pdf

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