An die Nachgeborenen (PDF)




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Klimastreik, Stahnsdorf, den 20. September 2019

An die Nachgeborenen
In dem berühmten Brecht-Gedicht An die Nachgeborenen (1939), das
Mitte der 1930er Jahre entstand, heißt es: „Was sind das für Zeiten,
wo / Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist / Weil es ein
Schweigen über so viele Untaten einschließt!“
Wie haben sich die Zeiten doch gewandelt! Denn mittlerweile
ist nicht das Gespräch über Bäume, über Natur und Klima ein
Verbrechen, sondern das Schweigen darüber!
Wir machen uns gegenüber den „Nachgeborenen“ schuldig,
wenn wir den menschengemachten Klimawandel nicht als eine der
größten, wenn nicht die größte Herausforderung in der
Menschheitsgeschichte begreifen! „Wirklich, ich lebe in finsteren
Zeiten!“ – mit dieser schonungslosen Selbstanalyse, die auch uns gut
zu Gesichte steht, setzt Brechts Gedicht ein – aber hier dürfen wir
nicht stehen bleiben! Ein erster Schritt ist getan, indem wir seit
einem Jahr und auch heute zusammengekommen, um den
Mächtigen in dieser Welt zu verkünden, dass wir nicht gewillt sind,
uns mit den „finsteren Zeiten“ abzufinden!
Aber verfangen Appelle wie dieser, der sich heute ausdrücklich
an das in Berlin tagende Klimakabinett der Bundesregierung richtet?
Das steht – so fürchte – zu bezweifeln! Denn um das Klima zu retten,
werden die von der Politik geschmiedeten, häufig faulen
Kompromisse kaum dienlich sein. Sollen sie am Ende doch für
niemanden und schon gar nicht die großen Konzerne schmerzhaft
sein! Wer glaubt ernsthaft, dass eine Besteuerung und damit die
Verteuerung von CO2 tatsächlich zu einem geringeren Verbrauch des
Treibhausgases führte?
Wir müssen viel weiter gehen und die Verhältnisse
grundsätzlich in Frage stellen, innerhalb derer es überhaupt zur
Klimakrise kommen konnte! Wir müssen erkennen, dass die Klimaund die soziale Frage zusammengedacht werden müssen. Denn die
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Klimastreik, Stahnsdorf, den 20. September 2019

Ursachen für Klimaerwärmung, Meere voller Plastik und verseuchte
Flüsse sind keine anderen als die für das rasante Auseinanderdriften
zwischen Arm und Reich! Wir werden erkennen, dass unsere
ressourcenverschwendende Lebensweise hier im globalen Norden
ohne die Ausbeutung des globalen Südens nichts zu haben ist. Wir
werden erkennen, dass Umweltzerstörung und bittere Armut – vor
allem in Südostasien, Afrika und Südamerika – zwei Seiten ein und
derselben Medaille sind. Wir werden erkennen, dass auch wir in der
Verantwortung stehen: Denn mit jeder Shoppingtour, Kreuzfahrt und
jedem Mettwurstbrot, dem allerneueste Smartphone, den
Kaffeekapseln am Morgen und selbst dem vermeintlich unschuldigen
Konsum einer NETFLIX-Serie am Abend leben wir auf Kosten anderer:
sei es auf Kosten von Umwelt und Klima, sei es auf Kosten anderer
Menschen.
Der Politikwissenschaftler Ulrich Brand spricht von „imperialer
Lebensweise“, der Soziologe Stephan Lessenich von der
„Externalisierungsgesellschaft“. Gemeint ist in etwa das Gleiche: Wir
lagern die Folgekosten unserer Lebensweise – und diese beziehen
sich sowohl auf Umweltschäden als auch Ausbeutungsverhältnisse –
einfach aus! Und was einmal ausgelagert ist, was unsichtbar
geworden ist, stellt auch kein Problem mehr dar! Was für ein fataler
Irrtum! „Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten!“
Was können wir also tun? Die Dinge so zu sehen, wie sie sind,
ist ein Anfang! Das Unrecht beim Namen nennen, gerade dann, wenn
wir selbst darin verwickelt sind! Doch dabei darf es nicht bleiben!
Die Politik muss einen Rahmen vorgeben, indem die ökologische
Frage sozial und die soziale Frage ökologisch beantwortet werden!:
Es muss klar sein, dass nicht diejenigen am Ende die ökologische
Transformation begleichen, die ohnehin nicht viel haben und die für
die Klimakrise auch nicht verantwortlich zu machen sind, sondern
diejenigen, die sie hervorgebracht haben, indem sie profitierten.
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Klimastreik, Stahnsdorf, den 20. September 2019

Natürlich sind auch wir selbst gefragt, indem wir der Logik des
immer ‚Höher, Schneller, Weiter‘ von Wachstum, Konkurrenz und
Effizienz entschieden den Kampf ansagen!
Eines dürfen wir dabei aber nicht aus den Augen verlieren –
Brechts Gedicht erinnert uns daran: „Auch der Zorn über das Unrecht
/ Macht die Stimme heiser.“

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