Ich möchte Waschbären halten (PDF)

Ich möchte Waschbären halten… was ist zu tun…. Wie gehe ich vor?

Folgende Schritte solltest Du durchgehen:

1.) Der erste Blick sollte in das Landesnaturschutzgesetz Deines Bundeslandes
führen. Dort findest Du unter dem jeweiligen Paragraphen zum „Tiergehege“
die Angaben, bis zu welcher Quadratmetergröße Dein Gehege nach diesem
Gesetz genehmigungsfrei ist (das variert sehr stark von Bundesland zu
Bundesland – zwischen 50 m² und 500 m²)
2.) Nach § 40a BNatSchG in Verbindung mit den Managementplänen „Invasive
Arten - Waschbär“ ist unabhängig von Punkt 1 auf jeden Fall eine
Haltegenehmigung erforderlich. Diese Managementpläne sind im
wesentlichen für alle Bundesländer gleich (sind im Rahmen einer
Länderkonferenz harmonisiert worden). Für die konkrete Umsetzung haben die
Naturschutzbehörden der Länder einen "kleinen" Spielraum mit geringen
Abweichungen.
Die wesentlichen Anforderungen, die Du für den Erhalt einer
Haltegenehmigung erfüllen musst, sind folgende:
I.) Die Zustimmung des Jagdausübungsberechtigten, dass dieser auf sein
Aneignungsrecht verzichtet, ist zwingend einzuholen ( da sie nachweisbar sein
muss, sonst „gehört“ Dir der Waschbär nicht).
II.) Die Mindeststandards für die Haltung von Waschbären müssen
entsprechend des Säugetiergutachtens „BMEL (2014) Gutachten über
Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ erfüllt werden. Heisst
im Klartext: Für 2 Bären mindestens ein Außengehege von 30 m² (oder 90 m³),
keine Einzelhaltung erlaubt, für jeden weiteren Bären müssen 2 m²
hinzukommen. Das Gehege muss zudem aus- und einbruchssicher gestaltet
werden.
III.) ALLE Waschbären müssen kastriert oder sterilisiert sein. Hier gibt es keine
Ausnahme, auch nicht, wenn Du nur Rüden oder nur Fähen hast und damit
eine Vermehrung innerhalb Deines Bestandes nicht möglich ist. Dieses ist zum
Teil noch nicht bei jedem Veterinäramt angekommen, daher findest Du hier
häufiger falsche Aussagen zu. Die Kastration bzw. Sterilisation ist durch Deinen
Tierarzt zu bestätigen.
IV.) Die Tiere sind zu impfen und zu chippen.
V.) In einigen Bundesländern wird noch explizit auf die baurechtlichen
Voraussetzungen hingewiesen, nämlich das diese vor der Genehmigung
ebenfalls erfüllt sein müssen.

Das wäre in der Kürze das Wichtigste.
Wie schon erwähnt, diese amtlichen Handlungsanweisungen sind noch nicht
in jedem Bundesland verschickt worden, daher sind kleine Abweichungen
sind denkbar.
Der größte Stolperstein ist fast immer das Baurecht, weil auch Tiergehege eine
baurechtliche Einrichtung sind und man einen Bauantrag stellen muss. Es gibt
in fast allen Bauordnungen eine Auflistung von genehmigungsfreien
Bauvorhaben, leider fallen bei Tiergehegen nur die landwirtschaflichen
Nutztiere hinein.
Und ja, wir wissen, es ist kurios, dass man seinen Garten im Abstand zum
Nachbarn (meist 3m) rundherum bis 1,80m einfrieden kann ohne Probleme zu
bekommen. Lässt Du dann darin Hühner frei herumlaufen wird daraus ein
Tiergehege (allerdings genehmigungsfrei, da Hühner landwirtschaftliche
Nutztiere sind). Willst Du dort Waschbären halten, wird es eventuell schwierig.
Das Baurecht stellt oft die größte Hürde dar, ist aber grundsätzlich auch zu
schaffen, wenn nicht Sonderumstände hinzukommen wie z. B. Lage des
Grundstücks im Außenbereich (da bekommst Du fast nichts genehmigt) oder
Lage mitten im Wohngebiet (dann könnten die Sachbearbeiter beim Bauamt
Emissionsgutachten und Verträglichkeitsprüfungen anordnen – aber auch
hiergegen kann man sich wehren).
Viel Erfolg